Produktion im KV bleibt bei DB Cargo 01/07/24
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Rolle rückwärts: Produktion im KV bleibt bei DB Cargo
DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta hatte es schon fest verkündet: Die Produktion im KV sollte an zwei Töchterfirmen ausgegliedert werden. Dann legte der Betriebsrat Protest ein. Jetzt einigen sich beide Akteure darauf, die Produktion doch bei DB Cargo zu belassen.
Im Februar dieses Jahres wurden die Pläne von Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende von DB Cargo, publik: Um das Unternehmen wieder auf Vordermann zu bringen, wollte sie die Produktion und den Vertrieb im Kombinierten Verkehr (KV) ausgliedern an kleinere Unternehmen, an denen DB Cargo Anteile hält. Im maritimen KV sollten die MEG (Mitteldeutsche Eisenbahn) die Produktion und TFG Transfracht den Vertrieb übernehmen. Im kontinentalen KV hießen die beiden ausgewählten Akteure RBH Logistics (Produktion, ebenfalls eine DB-Cargo-Tochter) und Kombiverkehr (Vertrieb), die für mehr Wirtschaftlichkeit sorgen sollten. Diese Pläne stießen bei den Arbeitnehmervertretungen jedoch auf energischem Protest.
Überraschende Wende: Produktion bleibt bei DB Cargo
Heute haben dann die beiden Protagonisten DB und Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zwar keine Pressemeldung verfasst, aber jeweils auf ihrer Homepage eine nahezu gleichlautende Erklärung veröffentlicht. Die Kernbotschaft und damit auch die überraschende Wende lautet: „Die Betriebsparteien haben sich im Rahmen eines Interessenausgleichs auf den Erhalt der Produktion des Kombinierten Verkehrs in der DB Cargo AG geeinigt.“
Damit bleibt DB Cargo auch im KV Traktionär. „Gemeinsam haben Gesamtbetriebsrat und Vorstand der DB Cargo einen wichtigen ersten Schritt getan, um die Wettbewerbsfähigkeit der DB Cargo zu erhöhen und Arbeitsplätze zu sichern“, teilten Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen wortgleich mit. Gemeinsames Ziel sei ein zukunftsfähiges Unternehmen, welches langfristig im umkämpften Markt des KV erfolgreich ist – und so ein sicherer Arbeitgeber bleibe.
Umfangreiche Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
Die Sicherung von Arbeit solle unter anderem durch die Umsetzung von umfangreichen Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität erreicht werden, heißt es weiter. Welche Maßnahmen darunter zu verstehen sind, dazu wollte auf Anfrage der DVZ keiner der beiden Akteure näher eingehen. Denn aktuell finden in dem Prozess des Interessenausgleichs immer noch weitere Gespräche zwischen Vorstand und Gesamtbetriebsrat statt.
Beide Seiten betonten jedoch, dass es nach einer Zeit verhärteter Fronten nun gelungen sei, wieder konstruktiv miteinander zu verhandeln. Im Frühjahr war von „Schlammschlacht“ die Rede gewesen, und es fand ein Krisengespräch der Arbeitgebervertreter mit DB-Chef Richard Lutz statt. Jetzt, so hieß aus beiden Lagern, verfolge man gemeinsam das Ziel, DB Cargo wettbewerbsfähiger aufzustellen. Dazu gehöre auch, dass stark an den Strukturen gearbeitet werde, um DB Cargo deutlich flexibler aufzustellen. Das war einer der großen Kritikpunkte von Nikutta, die beklagte, dass DB Cargo nicht wendig genug sei, um mit den kleineren und agileren privaten Güterbahnen mithalten zu können.
Keine Aussagen zum Vertrieb im KV
Noch unklar ist, wo die Vertriebsaktivitäten von DB Cargo im KV landen werden. Das dürfte auch Gegenstand der weiteren Gespräche sein. Ebenfalls noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind die Maßnahmen, mit denen DB Cargo im KV künftig flexibler auftreten will. Doch dürfte hier die Arbeitnehmervertretung zu Zugeständnissen bereit sein für den Preis, dass die Produktion jetzt doch im Unternehmen bleibt. Allerdings scheint eine Reduktion der Verkehre im KV dennoch kaum zu verhindern sein – auch deshalb, weil mit Kombiverkehr bereits ein wichtiger Auftraggeber von DB Cargo angekündigt hat, die Zusammenarbeit mit der Güterbahn deutlich reduzieren zu wollen.
In der gemeinsamen Mitteilung von DB und EVG heißt es weiter, dass „ein gemeinsamer Sozialplan die Härten abmildern“ soll. Seitens DB Cargo wurde Wert darauf gelegt, dass keine Entlassungen geplant seien, es aber zu Umschichtungen im Konzern kommen könne.