Das Aus für die Rollende Landstraße 05/05/25

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Das Aus für die Rollende Landstraße

Die Rola zwischen Freiburg im Breisgau und Navarra (Italien) wird zum

Jahresende eingestellt. Der Grund sind die hohen Verluste im

Jahr 2024 sowie zahlreiche Ausfälle aufgrund von Baustellen

im ersten Quartal 2025.

 

Die Rollende Landstraße (RoLa) gilt als der Startschuss für den Kombinierten Verkehr in den späten 1960er Jahren. Jetzt endet diese Ära in der Schweiz: Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 stellt die Ralpin ihr Angebot zwischen Freiburg im Breisgau und Novarra (Italien) ein.

 

Zahlreiche Züge sind ausgefallen

Als Grund gibt die Betreibergesellschaft die Verluste im Jahr 2024 sowie Verspätungen und zahlreiche ausgefallene Züge zu Beginn des Jahres 2025 an. So sei trotz einer laufenden finanziellen Unterstützung durch den Schweizer Staat, einer vorhandenen Nachfrage und guter Auslastung von 80 Prozent der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich möglich. Bereits 2024 seien rund 10 Prozent der Züge ausgefallen. Der Grund waren laut Ralpin geplante sowie kurzfristig angeordnete Baustellen und weitere unvorhersehbare Ereignisse. „Dies führte 2024 zu einem negativen Ergebnis von rund 2,2 Millionen Schweizer Franken (2,36 Millionen Euro)“, teilte das Unternehmen mit. Im 1. Quartal 2025 sind demnach wegen Bauarbeiten im Vergleich zum Vorjahr rund 20 Prozent weniger Züge gefahren worden. Statt 1.018 Abfahrten im 1. Quartal 2024 habe es dieses Jahr im gleichen Zeitraum nur 794 gegeben.

Ralpin bezeichnet die Situation der RoLa als „symptomatisch für den ganzen alpenquerenden Kombinierten Verkehr auf der Schiene“. Grund für die zunehmenden Zugsausfälle auf der RoLa seien insbesondere die anhaltend hohe Störungsanfälligkeit der Schieneninfrastruktur in Deutschland.

 

DB InfraGo teilt Baustellen zu kurzfristig mit

Der CEO von Ralpin, Ludwig Näf, konkretisierte gegenüber der DVZ, dass es in Deutschland stark angestiegene Bauvorhaben gegeben habe, die den für Ralpin tätigen EVU von DB InfraGo seit Anfang November 2024 für das Jahr 2025 mitgeteilt wurden. Die wenigsten habe sein Unternehmen im Wirtschaftsplan 2025 berücksichtigen können. Mit diesen Bauvorhaben seien Zugausfälle und damit unvorhergesehene Umsatzeinbußen verbunden.

Das Aus der RoLa war allerdings schon vorher besiegelt. Denn das eidgenössische Parlament hatte bereits vor zwei Jahren beschlossen, die finanzielle Förderung der RoLa durch den Bund ein letztes Mal zu verlängern und den Betrieb per Ende 2028 einzustellen. Die Ralpin kommt nun zu dem Schluss, dass die RoLa unter den geänderten Voraussetzungen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann, zumal eine Normalisierung der Situation nicht in Sicht sei. In Absprache mit dem Bund hat sie deshalb beschlossen, den Betrieb zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 einzustellen. Die drei Aktionäre der Ralpin (BLS, Hupac und SBB) sind bereit, bis dahin die Finanzierung der RoLa sicherzustellen, um eine geordnete Betriebseinstellung zu ermöglichen und die geschäftlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Der Bund erhöht seinerseits bis zur Einstellung der RoLa die durchschnittliche Abgeltung je verlagertem Lastwagen.

 

287,9 Euro Unterstützung pro Lastwagen

Laut CEO Näf lag die durchschnittliche Abgeltung pro Lastwagen 2024 bei 269 Franken (287,9 Euro), 2025 bis Ende März bei 279 Franken (298,6 Euro) bei einer Deckelung auf 280 Franken. „Derzeit sind wir daran, die Obergrenze zusammen mit dem Bundesamt für Verkehr anzupassen, was aber noch nicht unterzeichnet ist“, sagte Näf. Das gemeinsame Ziel sei es, die geplanten Mittel im Umfang von 19,72 Millionen Franken trotz der vielen ausfallenden Zügen zu nutzen. Allerdings sei dies nicht zuletzt auch von der effektiv gefahrenen Zahl der Züge abhängig, die erst Ende 2025 feststehen würde.

In der Schweiz wurde Kritik an der Entscheidung laut. So nahm die Gewerkschaft SEV die Ankündigung der Ralpin mit Sorge zur Kenntnis. Diese Entscheidung sei sowohl klimapolitisch als auch sozialpolitisch bedenklich. Derzeit seien die genauen Auswirkungen auf das Personal unklar.

 

Pro Alps befürchtet „neue Lastwagenflut im Transitverkehr

Der Umweltverband Pro Alps forderte vom Bundesrat umgehend eine Strategie, um die Rückverlagerung von zehntausenden Lastwagen auf die Straße zu verhindern. Die Lobbyorganisation befürchtet ab Januar 2026 „eine neue Lastwagenflut im Nord-Süd-Transitverkehr“. Der Bundesrat sei jetzt gefordert, rasch eine ambitionierte Übergangs- und Zukunftsstrategie vorzulegen. „Die freiwerdenden Mittel sollten zudem gezielt in die Stärkung des Schienengüterverkehrs fließen“, schlägt der Verband vor – etwa in Form niedrigerer Trassenpreise im Transit.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) in der Schweiz teilte sein Bedauern darüber mit, dass die Rola vorzeitig per Ende 2025 eingestellt werden muss. Das Amt will sich dafür einsetzen, dass möglichst viele der Transporte, die zuletzt noch auf der Rola stattfanden, auch künftig auf der Schiene abgewickelt werden. In diesem Zusammenhang kündigte das BAV eine Prüfung an, ob ein Teil der Gelder, die für den Rola-Betrieb bis 2028 vorgesehen gewesen wären, für Fördermaßnahmen des Bahntransports von Containern, Sattelaufliegern und Wechselbehältern eingesetzt werden können.

Rola fährt 7 Prozent des Schweizer KV im Transit

Die Ralpin hatte die letzten Jahre bis zu 80.000 Lkw jährlich auf der Rola befördert. Dies entspricht nach Unternehmensangaben immerhin 7 Prozent des KV durch die Schweizer Alpen. 2024 betrug das Sendungsvolumen 72.000 Lastwagen. Die Betreibergesellschaft Ralpin war 2001 von SBB, BLS und Hupac gegründet worden. Das Angebot war von Beginn an als Übergangslösung konzipiert, bis die Fertigstellung der NEAT (Neue Eisenbahn-Alpentransversale) einen effizienten Bahntransport von Sattelaufliegern und Containern über lange Distanzen erlaubt.

Wenn die Ralpin ihr Angebot einstellt, gibt es in Europa nur noch eine Rola: die der Rail Cargo Group auf den Routen Brenner–Wörgl, Wörgl–Trento und Wels–Maribor.

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