Frankreich: Fatale Streikfolgen für Bahnfrachttochter Fret SNCF

Source: https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/frankreich-fatale-streikfolgen-fuer-bahnfrachttochter-fret-sncf-2530850.html/1605148

Frankreich: Fatale Streikfolgen fr Bahnfrachttochter Fret SNCF

Der Staatsbahn SNCF entgehen whrend jedem Streiktag 20 Millionen Euro. Auch fr die franzsische Landwirtschaft hat der Zugausfall erhebliche Folgen.

Paris. Nach der fnften Woche im Streik gegen die vorgesehene Rentenreform zeichnen sich bei der Staatsbahn SNCF und ihrer Bahnfrachttochter Fret SNCF immer fatalere Folgen ab. Diese knnten Fret SNCF, die ohnehin stark angeschlagen ist, selbst den Todessto versetzen. Sie tritt seit Beginn dieses Jahres offiziell als anonyme Tochtergesellschaft mit einem Finanzfonds von 170 Millionen Euro auf.

Der neue Rechtsstatus zwingt die Tochtergesellschaft dazu, ihre Konten schnellstmglich zu verbessern, denn wenn diese Mittel durch den anhaltenden Streik auf null heruntergebracht werden sollten, msste das Bahnfrachtunternehmen schlieen. Einer neuerlichen Rekapitalisierung durch die Mutter SNCF stnde ein Veto aus Brssel entgegen.

Starker Schuldenanstieg seit 2009

Trotz wiederholten Personalabbaus konnte Fret SNCF das Ziel, die Konten zu sanieren, bislang nicht annhernd erreichen. Stattdessen ist die Verschuldung seit 2009 um drei Milliarden Euro gestiegen. Sollte der aktuelle Streik noch weitergehen, drfte die Bahn den Frachtverkehr opfern, um ein Maximum an Potenzial fr den Personenverkehr zu schaffen. Dies hatte sie schon im Frhjahr 2018 als Reaktion auf den damaligen Streik gegen die Bahnreform gemacht. Damals hatten zahlreiche Verladerkunden der Schiene den Rcken gekehrt und waren auf die Strae und Schiffe umgeschwenkt. Die Folge: Fret SNCF musste zum Jahresschluss 2018 operative Verluste in Hhe von 173 Millionen Euro hinnehmen.

Auch das letzte Jahr drfte keine Besserung gebracht haben und der aktuelle Langzeitstreik zu weiteren Kundeneinbuen fhren. Fr die Bahnfrachtsparte knnten die Startbedingungen kaum schlechter sein und der nchste Streik ist schon fr das Frhjahr angekndigt: Die Unternehmensleitung hat die Gewerkschaften darber informiert, sie wolle mit ihnen ber die Organisation der zuknftigen Arbeitszeit verhandeln, um die Produktivitt zu erhhen. Fr die Arbeitnehmervertreter ist das Thema ein rotes Tuch.

Erhebliche Folgen fr franzsische Landwirtschaft

Abgesehen von der Bahn selbst hat der momentan laufende Streik auch erhebliche Konsequenzen fr ihre traditionellen professionellen Nutzer, allem voran die in Frankreich besonders starken Agrargenossenschaften. Von den zehn Prozent Anteil der Schiene am Gtertransport des Landes entfallen nach Angaben deren Vertretung allein 13 Prozent auf den Schienenverkehr mit Landwirtschaftsprodukten.

Jeder annullierte Gterzug stelle die ausgehandelte bereinkunft fr die Beibehaltung von Bahnlinien landesweit in Frage und schade der Wirtschaft des Landes. Auf 60 bis 70 Prozent belaufe sich je nach Region der Anteil der durch den Streik gestrichenen Zge. Dies habe erhebliche Negativfolgen. Die Unternehmen wrden nicht ausreichend beliefert, bestehende oder geplante Vertrge mit Frachtkunden wrden annulliert oder auf spter verschoben. Darber hinaus wrden die Kunden im Ausland ihr Vertrauen verlieren und es mssten zustzliche Kosten fr die Verlagerung des Transports auf die Strae und Binnenschiffe aufgebracht werden. Auerdem seien die Lagerkapazitten fr die Ernte im Juli nicht gro genug und das Getreide msse dann auf den Markt gebracht werden, wenn die Preise dafr traditionell besonders niedrig seien.

ber 700 Millionen Euro Verlust durch Streik

Der Agrarverband Coop de France fordert von der Staatsbahn die Einrichtung einer garantierten, von Streiks nicht belangbaren Mini-Betriebskapazitt zur Sicherung der im Bahnfrachtsektor erreichten Rentabilitt, und um ihren Weiterbestand nicht zu gefhrden.

Derzeit steht fast alle Schienengterbetriebe in Frankreich still, berichten die Medien. Die Bahn selbst hat schon vor der fnften Streikwoche laut ihrem neuen Vorstand Jean-Pierre Farandou 700 Millionen Euro Verluste zu beklagen, fr den Personen- sowie dem Frachttransport entgehen ihr jeden Tag weitere 20 Millionen. (jb)