KV-Branche hofft auf Aufträge des Militärs
von Frank Hütten
02. September 2025 | Der europäische Verband für Kombinierten Verkehr UIRR stellt am Mittwoch ein Positionspapier zur geplanten Verbesserung der militärischen Mobilität in der EU vor. Die Branche könne dazu einiges beitragen, heißt es darin. Sie erhofft sich auch Vorteile, etwa durch eine bessere Infrastruktur.
Transporte von Gütern für die Armeen der EU-Staaten könnten die Auslastung von Operateuren des Kombinierten Verkehrs (KV) verbessern und es ihnen ermöglichen, künftig häufigere und bessere Verbindungen anzubieten. Das erwartet die Internationale Union für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene (UIRR). Über welche Möglichkeiten die Branche verfügt, die auf der politischen Prioritätenliste deutlich nach oben gerückte militärische Mobilität in Europa zu unterstützen, hat der Verband in einem Positionspapier skizziert. Es soll am 3. September in Brüssel bei einer Veranstaltung im Europäischen Parlament vorgestellt werden.
KV-Betreiber verfügten über einen Fuhrpark von rund 10.000 für den Transport von schwerem militärischem Gerät geeigneten Flachbettwaggons sowie über rund 4.000 verschiedene Taschenwagen, mit denen Militärfahrzeuge mit Gummireifen befördert werden könnten, heißt es in dem Papier. Das europäische KV-Netz bestehe aus über 1.000 Umschlagterminals, zwischen denen es täglich 500 Zugabfahrten gebe. Militärische Transporte ließen sich in diesem Netz kurzfristig organisieren.
„Der Vorteil des Kombinierten Verkehrs liegt in seiner Vielseitigkeit, Sicherheit und der Fähigkeit, schwere und gefährliche Güter zu transportieren, ohne die Straßenverkehrsinfrastruktur zu belasten“, sagte Peter Kiss, CEO des intermodalen Operateurs Metrans und Mitglied des UIRR-Verwaltungsrates, im Gespräch mit der DVZ. „Der Militärtransport beschränkt sich nicht nur auf den Transport von militärischer Ausrüstung, sondern erstreckt sich auf die gesamte Lieferkette, von Rohstoffen über Halbfertigprodukte bis hin zum Endprodukt.“
Militärlogistiker suchten nach Wegen, die Bahn stärker zu nutzen, heißt es im UIRR-Papier. Kombinierter Verkehr sei der effektivste Weg dafür, und die KV-Operateure verfügten über das erforderliche Know-how. Die UIRR befürchtet nicht, dass die Armeen Transporte nur punktuell nachfragen und dass die Aufträge sich dadurch nur schwer in das Geschäft mit zivilen Kunden integrieren lassen. „Der Kombinierte Verkehr hat sich als Eckpfeiler der nachhaltigen Güterverkehrsstrategie Europas erwiesen. In den letzten Jahrzehnten haben wir ein zuverlässiges Netzwerk aufgebaut, das unsere Kunden effizient bedient und im Einklang mit den Verkehrs- und Klimazielen der EU weiter ausgebaut wird“, sagte Kiss. „Die Flexibilität dieses Netzwerks zeigt bereits, dass der Kombinierte Verkehr auf eine Vielzahl von Bedürfnissen reagieren kann, wobei der Schwerpunkt weiterhin auf der Erbringung hochwertiger Dienstleistungen für unsere Kunden liegt.“
Von einer Nutzung des KV für Militärtransporte verspricht sich die UIRR auch eine Verbesserung der Infrastruktur. Militärisch wichtige Umschlagterminals entlang der vier EU-Korridore für militärische Mobilität sollten bevorzugt staatliche Fördermittel für den Ausbau erhalten, fordert der Verband. Auch die Straßenanbindung dieser Terminals solle auf einen für militärische Nutzung geeigneten Standard gebracht werden.
Umschlagequipment fördern
Der Verband schlägt zudem vor, Umschlagequipment in die Liste der Objekte aufzunehmen, die nach der EU-Verordnung für zivil und militärisch nutzbare Infrastruktur (Dual-Use) staatlich gefördert werden dürfen. KV-Betreiber sollten in der EU-Resilienzrichtlinie als „kritische Einrichtungen“ anerkannt werden, um deren Schutz sich die Mitgliedsstaaten besonders kümmern müssen.
„Die Schiene und der KV müssen im Mittelpunkt der Verkehrsstrategie der EU stehen. Oberste Priorität ist die Verfügbarkeit der Infrastruktur, also die Kapazität“, betonte Kiss. Ein höheres Transportvolumen und zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur gingen Hand in Hand. „Die kürzlich aktualisierte TEN-V-Verordnung für die transeuropäischen Verkehrsnetze schreibt bereits alle technischen Parameter vor, die effiziente Umschlagterminals aufweisen müssen. Die Verantwortung, diese Standards zu erfüllen, liegt weiterhin direkt bei den Mitgliedsstaaten. Eine stärkere Rolle des Kombinierten Verkehrs im Bereich der militärischen Mobilität könnte die Erfüllung dieser staatlichen Verpflichtung beschleunigen“, erwartet der Metrans-Chef.
Zur Frage, wie KV-Betreiber angesichts der vielen Engpässe und Baustellen im europäischen Bahnnetz schnelle und pünktliche Militärtransporte garantieren können, sagte Kiss: „Schon heute bieten KV-Operateure eine breite Palette von Lösungen an, darunter auch effiziente Ad-hoc-Dienste, ohne eine besondere Vorzugsbehandlung zu verlangen. Diese Fähigkeit zeigt bereits den Beitrag des Sektors zum Aufbau eines widerstandsfähigen europäischen Backbone-Systems.“ Ein Großteil davon sei durch private Initiativen erreicht worden. Höhere Zugfrequenzen trügen immer zu einer besseren Leistungsqualität bei, betonte der Metrans-CEO.