KV leidet extrem unter den Baustellen
von Dagmar Rees
26. September 2025 | Der KV steht aktuell massiv unter Druck. Den Operateuren bereiten die aktuellen und künftigen Baustellen große Sorge. Sie rechnen mit Zusatzkosten im hohen sechsstelligen Bereich und darüber hinaus.
Die anhaltend schwache Wirtschaftslage und die vielen geplanten und ungeplanten Baustellen im deutschen Schienennetz belasten den intermodalen Verkehr erheblich. Beim Intermodal-Kongress vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in dieser Woche in Duisburg lieferten Unternehmensvertreter Zahlen zu den betrieblichen und wirtschaftlichen Auswirkungen.
2024 nur 48 Prozent der transalpinen Hupac-Züge pünktlich
Hupac-Chef Michail Stahlhut sagte, dass 2024 nur noch 48 Prozent der transalpinen Hupac-Züge pünktlich waren. 2016 seien es noch 75 Prozent gewesen. Die durchschnittliche Ankunftsverspätung von Hupac-Zügen im Süden stieg von 5 auf 15 Stunden, die Zugausfälle gegenüber der Planung von 7 auf 23 Prozent. Und der Blick auf die kommenden Jahre verheißt nichts Gutes: So steht laut Stahlhut allen Operateuren und Bahnen als Folge der aufeinanderfolgenden Korridorsanierungen Nürnberg–Regensburg/Regensburg–Passau im Jahr 2026 bis zu 500.000 Meter weniger Zuglänge auf der Route zur Verfügung. Denn auf der vorgesehenen Umleitungsstrecke über Salzburg können nur Züge mit 610 Metern Länge fahren.
Auch TX Logistik ist von den Baustellen und Streckensperrungen massiv betroffen. Albert Bastius, COO von TX Logistik, schilderte die Folgen eines Drei-Tage-Ausfalls der rechten und linken Rheinstrecke: Zu einer geplanten Sperrung der linken Rheinstrecke wegen einer Baustelle gesellte sich gleichzeitig eine ungeplante Sperrung am rechten Rhein wegen Kabelschaden und eine nicht befahrbare Umleiterstrecke. Damit war ein Wegfall von zwölf Rundläufen und 400.000 Euro Schaden für die drei Tage verbunden. Auch zu den Auswirkungen der Sanierung Nürnberg–Passau mit den geplanten Sperrungen im Jahr 2026 äußerte sich Bastius: Er rechnet für TX Logistik mit einem Ergebnisverlust von mehr als 6,7 Millionen Euro. Pro Zug erwartet er einen Umsatzverlust von 5.000 Euro bei 1.200 TX-Zügen auf dieser Strecke. Den höheren Personal- und Materialaufwand schätzt Bastius auf 700.000 Euro.
CFL Intermodal stellt Verbindung wegen bevorstehender Sperrung ein
Bei dem Operateur aus Luxemburg, CFL Intermodal, hat die Generalsanierung der Strecke Nürnberg–Passau schon heute Folgen. Laut Sven Löffler, Chief Commercial Officer CFL Intermodal, hat das Unternehmen erst vor Kurzem einen Verkehr von/nach Rumänien aufgenommen, der jedoch angesichts der bevorstehenden Einschränkungen jetzt erst einmal ausgesetzt ist.
Von „zu vielen Risikofaktoren“ auf der Bahn sprach Melina Plaß, COO der Konrad Zippel Spedition in Hamburg. Dennoch setzt das Unternehmen auf den KV. Für 80 Prozent seiner Transporte nutzt Zippel intermodale Angebote auf den hochfrequenten Linien von Hamburg nach Berlin (zwölf Rundläufe), Schkopau (zwölf) und Elsterwerda (sechs).
Lösungen für den KV
Doch es ist nicht absehbar, dass sich in Kürze etwas an den schwierigen Rahmenbedingungen ändert. Um mit den Einschränkungen und Kosten möglichst gut umzugehen, wurden als die wichtigsten Lösungen auf der Veranstaltung Flexibilität, Vereinfachung und Eigenproduktion genannt, um so Qualität gewährleisten zu können. Mehr Flexibilität könne erreicht werden durch hochfrequente Linien, Standardisierung des Wagenmaterials, flexibel einsetzbares Personal und höher digitalisierte Prozesse, die schnellere Umplanungen ermöglichen. Dies alles sowohl bei Terminals als auch bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen und den Operateuren. (cd)